Niemand scheint sich mit einem Freund auch nur auf eine Tasse Tee zu treffen, ohne ein exquisit verpacktes Geschenk mitzubringen. Dennoch ist das Beschenken im sozial komplexen Japan nicht bloß ein Handeln aus reiner Freundlichkeit heraus, sondern es verpflichtet den Empfänger dazu, etwas zurückzugeben. Am 14. Februar, dem japanischen „Barentain Day“ (von „Valentine’s Day“), schenken die Frauen (und nur die Frauen) den Männern ihres Lebens Schokolade. Die Tafeln erstehen sie in den unteren Etagen der Kaufhäuser, wo eine verwirrende Vielzahl kleiner Läden belgische, Schweizer und deutsche Schokolade verkaufen. Von diesem Brauch sind nicht etwa die Ehemänner oder Partner betroffen, sondern eher Chefs und Abteilungsleiter, was manchmal bis zu zwanzig und mehr Einkäufe bedeutet.
An jedem 14. März, genau einen Monat später, am japanischen Feiertag namens „Howeito“ (White Day), sind nun die Männer (und nur die Männer) angewiesen, den Frauen ihres Lebens noch teurere Schokolade zu schenken. Auf diese Weise gibt jeder etwas, erhält jeder etwas, und die Schokoladenhersteller profitieren von beiden! Es ist daher nicht verwunderlich, dass das japanische Wort für „Dankeschön“ – arigato – wörtlich übersetzt heißt: Das ist eine schwierige Sache. Auf jede Handlung in Japan gibt es eine gleichwertige, entgegengesetzte Reaktion.