Ich war jahrzehntelang nicht mehr so deprimiert über den Zustand des europäischen Projekts. Die Euro-Zone ist in tödlicher Gefahr. Die europäische Außenpolitik entwickelt die Gangart einer betrunkenen Schnecke. [...] Die europäischen Anführer ordnen die Liegestühle auf dem Deck der Titanic, während sie dem Rest der Welt einen Vortrag über Navigation auf hoher See halten.
Timothy Garton Ash in THE GUARDIAN (London) vom 20.05.2010
Im unpassendsten Moment gibt sich Deutschland nationalistischen Illusionen hin. Europas frühere wirtschaftliche Erfolge sind plötzlich Deutschlands Erfolge. Europas momentane Krise betrifft alle, nur nicht Deutschland.
THE NEW YORK TIMES vom 27.05.2010
Interessiert sich Amerika nur dann für Europa, wenn es schiefläuft? [...] In Wahrheit sitzen wir natürlich im selben Boot. Auf beiden Seiten des Atlantiks haben wir weit über unsere Verhältnisse gelebt und haben, wenn man die Größe unserer jeweiligen Defizite betrachtet, nicht mehr die volle Kontrolle über unser Schicksal.
Dominique Moisi in LES ECHOS (Paris) vom 17.05.2010
Die zur Staatenkrise ausgeweitete Finanzkrise erinnert an den Geburtsfehler einer unvollendeten, auf halbem Wege stecken gebliebenen politischen Union. In einem Wirtschaftsraum von kontinentalem Ausmaß und riesiger Bevölkerungszahl ist ein gemeinsamer Markt mit teilweise gemeinsamer Währung entstanden, ohne dass auf europäischer Ebene Kompetenzen eingerichtet worden wären, mit denen die Wirtschaftspolitiken der Mitgliedstaaten wirksam koordiniert werden könnten.
Jürgen Habermas in DIE ZEIT (Hamburg) vom 20.05.2010