Danh Vo zeigt sich nicht. Sein künstlerisches Thema ist zwar die Konstruktion von Identität, aber von ihm existieren nur zwei Fotos. Eines, auf dem er mit seinem Neffen spielt, ist hier zu sehen, und verrät immerhin seine Herkunft. Danh Vo wurde 1975 in Vietnam geboren und kam als Flüchtling mit seiner Familie nach Dänemark, wo er aufwuchs. Nach einem Studium an der Royal Academy in Kopenhagen und der Städelschule in Frankfurt lebt der Vietnamese mit dem dänischen Pass seit 2003 in Berlin. Vos künstlerische Arbeit, für die er den Kunstpreis der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken „blauorange 2007“ erhielt, ist eine immerwährende Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Er liest die Spuren, die ihn zu einem Vertreter der vietnamesischen Minderheit in Dänemark, aber auch zu einem Mitglied der globalen Kunstszene machen.
So hat Vo Künstler, die ihn beeinflusst haben, in der Wohnung seiner Eltern ausgestellt oder die Heirats- und Scheidungsurkunden seiner drei Ehen präsentiert. Seine neue Arbeit „Untitled“, zu sehen bis 20. Januar 2008 im Brandenburgischen Kunstverein Potsdam, wurde von einem Zufall inspiriert. Vor zwei Jahren traf Vo in der Bergregion Zentralvietnams eine Frau, deren Aussehen verriet, dass ihr Vater ein US-Soldat afroamerikanischer Herkunft war. Sie sprach nur gebrochen vietnamesisch, ihre Muttersprache war die eines indigenen Stammes. An die Wand ihrer Hütte hatte sie zu Übungszwecken lateinische Buchstaben gemalt. Verweise auf die westliche Kultur fand der Künstler im vermeintlich unberührten Hinterland Vietnams viele. Mit seiner Installation zeigt er, wie begrenzt die westliche Vorstellung von der „anderen“ oder „primitiven“ Kultur ist.