Nach achtjährigem Kampf der Europäischen Union um eine Neufassung ihrer internen Regeln und die Verabschiedung des Vertrags von Lissabon, der diese neuen Ämter geschaffen hat, scheint die Ernennung solch farbloser Figuren eher die Probleme Europas hervorzuheben als seine Bereitschaft, im Weltgeschehen geschlossener und kraftvoller aufzutreten.
Stephen Castle and Steven Erlanger in THE NEW YORK TIMES vom 19.11.2009
Dennoch ist an der Besetzung des ersten EU-Präsidenten eines eindeutig gut: Dass das Amt nicht an Tony Blair ging, den früheren britischen Premier, der seinem Freund George W. Bush ein hinreichend überzeugendes Lügengespinst über Massenvernichtungswaffen lieferte, um die US-geführte Invasion des Irak herbeizuführen.
ARAB NEWS (Dschidda) vom 21.11.2009
Die EU ist ohne Steuermann und ohne Kurs. Mit der Besetzung der Spitzenposten mit dem Belgier Herman Van Rompuy und der Britin Catherine Ashton gingen die schlimmsten Befürchtungen in Erfüllung. Es gibt keinen Willen zu einer starken EU. Eine britische Baronin ohne jede Erfahrung wurde nominiert, nur damit die Frauenquote erfüllt ist. Dies ist eine Beleidigung, insbesondere für
Frauen. Van Rompuy fehlt es an Charisma und Bekanntheit.
EL MUNDO (Madrid) vom 20.11.2009
„Keine Experimente“ ist eine gute Maxime für einen Verein, dem derart unterschiedliche Mitglieder angehören wie der EU. Den beiden frisch Gekürten fällt nun allerdings die schwierige Aufgabe zu, aus widersprüchlichen Anforderungen eine stimmige Politik zu formen. Sie sollen führen, aber bitte nicht zu sehr.
Eric Gujer in NEUE ZÜRICHER ZEITUNG vom 20.11.2009