In ihren Erinnerungen schildert Carla Del Ponte eindrucksvoll ihren unablässigen Kampf gegen die „muro di gomma“ (die Wand aus Gummi), auf die sie oftmals in ihren Begegnungen mit Geldgebern der Mafia, Schweizer Bankbeamten, Politikern, aber auch mit Staats- und Regierungschefs gestoßen ist. Ihr Buch beschreibt ihre Anfänge als Staatsanwältin des Kantons Tessin, wo sie zusammen mit dem später ermordeten Richter Giovanni Falcone entschlossen gegen die Mafia vorging, und ihren Werdegang von der Schweizer Bundesanwältin zur Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda. Carla Del Ponte schildert die Erfolge und Fehlschläge des Tribunals und ihren unermüdlichen Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit. Motivation und Ansporn waren ihr dabei stets das Gedenken an die Opfer und die mutigen Aussagen derjenigen, die überlebt haben. Da sie als Schweizer Botschafterin in Argentinien heute zu keinen weiteren öffentlichen Äußerungen mehr befugt ist, bleibt das vorliegende Werk bis auf Weiteres die einzige Quelle, die aus erster Hand über Hintergründe der Kriegsverbrechertribunale Auskunft gibt.
Im Namen der Anklage. Von Carla Del Ponte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2009. 528 Seiten.