So auch in unserer Familie: Das Fest beginnt am 25. Dezember. Die Christen gehen morgens in die Kirche. Nach der Messe treffen sich die Männer zum Kaffeetrinken, sie essen Süßigkeiten und spielen „Tavli“, Backgammon. Die Frauen gehen nach Hause, um das Essen vorzubereiten, dabei genießen sie es, auch mal unter sich zu sein. Abends gibt es traditionell „Kuba-Qaisi“, das sind Reisklöße gespickt mit Hammelfleisch in einer süßsauren Soße. Dazu werden getrocknete Früchte gereicht, Datteln oder Aprikosen.
In meiner Kindheit haben meine Eltern und ich zu Weihnachten oft die Familie im Irak besucht. Dort gab es jedes Jahr denselben künstlichen und prächtig geschmückten Tannenbaum. So viel Lametta und Kugeln hatte ich noch nie zuvor gesehen. Für uns Kinder lagen aber keine Geschenke darunter. Man bekam höchstens Kleider der älteren Geschwister oder Cousins. Wobei das nicht heißt, dass es keine Geschenke gibt. Im Irak kommt der Nikolaus auch, aber erst zu Silvester. Er heißt „Noel Baba“ und beschert den Kindern ein paar Leckereien. Geschenke waren aber nicht so wichtig. Das Treffen der Familie stand im Mittelpunkt. Diese Weihnachtsfeste waren für mich immer etwas Besonderes. Als meine Eltern 1956 nach Deutschland kamen, übernahmen sie deutsche Bräuche. Seither gibt es in unserer Familie einen Adventskranz, Raclette oder Fondue und natürlich Geschenke.
Protokolliert von Sara Santarelli